Uli Hoeneß (72) musste nur ein paar Sekunden lauschen, um die Stimme zu identifizieren: „Der Jupp“. Über Lautsprecher schallte ein Grußwort über die MAR-Arena in Seligenporten, in dem Jupp Heynckes (79) der Veranstaltung mit dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern München „viel Spaß und beste Unterhaltung“ wünschte. Dazu werde Hoeneß „besser als jeder andere“ mit seiner „klaren Meinung sowie mit Geschichten aus Deiner und unserer gemeinsamen Zeit im Fußball bestens beitragen“, sagte Heynckes. Er und Hoeneß sind Freunde, sie wurden als Nationalspieler 1972 zusammen Europa- und 1974 Weltmeister. Zur Saison 1987/88 holte der Manager Hoeneß den Trainer Heynckes erstmals zum FC Bayern, Ende April 2009 für eine kurze Aushilfe wieder und ein drittes Mal von 2011 bis 2013. Diese letzte Zusammenarbeit brachte das historische Triple für den FC Bayern.

Beide kennen sich also bestens. Und so bewahrheitete sich Heynckes‘ Prophezeiung voll und ganz. Hoeneß, zum 75jährigen Jubiläum des SVS als Ehrengast zum „1. Seligenportener Profitalk“ eingeladen, sprach bei diesem von Gustl Sonntag gewohnt launig moderierten Frühschoppen zunächst über den Amateurfußball, für den er mehr Unterstützung forderte. Sein Urteil über die Europameisterchaft in Deutschland für den Gastgeber wie für die deutsche Nationalmannschaft fiel positiv aus.

Guter Dinge ist der „Mister FC Bayern“ mit Blick auf die anstehende Bundesliga-Saison seines Herzens-Klubs, der sein Lebenswerk darstellt. Er sei mit dem neuen Trainer Vincent Kompany (38) beim Abendessen gewesen und habe da dessen Kernbotschaft mit Freude vernommen, weil „bei uns alles ein bisschen satt“ gewesen sei: „Im Mittelpunkt muss die Arbeit stehen.“ Von der Mannschaft erwartet er größeren Widerstand und kündigte an: „Es wird einen Generalangriff von Bayern München geben.“ Genauso deutlich wurde Hoeneß beim Thema Transfers: „Der FC Bayern hat keinen Geldscheißer.“ Selbst zum vorherigen Trainer Thomas Tuchel (50) äußerte er sich offen: „Wir haben uns total okay verabschiedet. Und da bleibt bei mir nichts übrig, obwohl ich die Zeit doch sehr kritisch sehe.“

Es wurden noch zahlreiche heiße Themen des Fußballs behandelt (DFB, neue Champions League, Entlassung Oliver Kahns, die Trainerabsagen für den FC Bayern und vieles mehr), auch zu gesellschaftlichen Fragen äußerte sich der politisch sehr interessiere Hoeneß immer wieder. Zudem erzählte er die Geschichte seiner verschobenen Hochzeit sowie den verrücktesten Transfer seiner langen Karriere. Es wurde gelacht und applaudiert. Abschließend trug sich der Stargast noch in das Goldene Buch der Marktgemeinde Pyrbaum ein.   

Da viele Medienvertreter anwesend waren, wurden Hoeneß‘ Aussagen über das Fernsehen, die digitalen Kanäle sowie Print in die Welt getragen. Seligeporten als Ausgangspunkt wurde – alphabetisch angereiht – in der Abendzeitung, der Bild-Zeitung, im kicker, in der Mittelbayerischen Zeitung, im Neumarkter Tagblatt, in den Nürnberger Nachrichten und in der Nürnberger Zeitung, in der Passauer Neuen Presse  oder in der Süddeutschen Zeitung erwähnt. Bilder aus der MAR-Arena flimmerten über das ARD-Morgenmagazin, kicker.tv, ntv und Sport 1.

Nach knapp vier Stunden verabschiedete sich der FCB-Ehrenpräsident, der mit dem Auto vom Tegernsee kam, in Richtung München-Ottobrunn, wo er noch rechtzeitig kam, um eine Theateraufführung seines Enkels zu sehen. Er hatte mit seinem volksnahen und sympathischen Auftritt beste Werbung für sich und den deutschen Rekordmeister betrieben. Selten sah man in Seligenporten so viele zufriedene, ja glückliche Gesichter beim SVS. Ehrenvorstand Walter Eisl fasste passend zusammen: „Das war die beste Veranstatung, die ich in den 20 Jahren, die ich beim SV Seligenporten bin, erlebt habe.“    

Tags darauf meldete sich Hoeneß bei Carlo Wild, der ihm rund 80 Fragen gestellt hatte, und fragte, ob alle den Stress gut überstanden hätten. Ihm selbst hatte es bestens gefallen: „Es war eine sehr schöne Veranstaltung.“ Der SV Seligenporten mit seinen Helferinnen und Helfern durfte sich also über ein großes Kompliment für die reibungslose Organsiation freuen.

Zuvor hatte es in der strahlenden Morgensonne auf der Tribüne einen ebenso gelungenen Gottesdienst gegeben. Die beiden Pfarrer Markus Fiedler und Dr. Roland Liebenberg spielten sich im Doppelpass ihre Worte zum Teamgeist und Gemeinsinn gewitzt zu – und kickten dabei immer wieder einen Ball hin und her. Die Ministranten trugen Fußballtrikots. Und im Hintergrund hörte die Klosterkirche gespannt zu. So ergab sich eine perfekte Idylle