„Weißt du noch…?“ Sind diese drei Worte zu vernehmen, geht es stets darum, Erinnerungen aus einer mehr oder weniger glorifizierten Vergangenheit hervorzukramen. „Weißt du noch…?“, wird es auch dann heißen, wenn an diesem Freitag (18.30 Uhr) der FSV Erlangen-Bruck beim SV Seligenporten gastiert.

Kurz nach der Jahrtausendwende gemeinsam in der damals noch existierenden Bezirksoberliga aktiv, entwickelte sich eine sehr förderliche Rivalität, welche beide Klubs zeitgleich erst in die Landes- und 2008 schließlich in die Bayernliga hievte.

Mit der Qualifikation des SVS für die neugegründete Regionalliga trennten sich die Wege der Dauerrivalen, ehe sie sich 2018 kurzzeitig wieder in der Bayernliga um Punkte duellierten. Fast logisch, dass auch einige Spieler hier wie dort ihre Spuren hinterließen. Am nachhaltigsten taten dies Christopher Schaab und Rico Röder. Mit Hendrik Baumgart und Gerd Klaus arbeiteten in dieser Phase auch zwei Trainer bei beiden Klubs.

Mittlerweile spielen beide Vereine also wieder in der Landesliga. Die Brucker, die dort ihre vierte Spielzeit am Stück absolvieren, erwischten heuer einen fast optimalen Start und thronen mit 21 Punkten aus neun Partien am Nordpol der Tabelle.

Eine solche Platzierung, oder sei es auch nur die Zugehörigkeit zur Spitzengruppe, stellt für den SVS um ihr Trainerduo Michael Görlitz und Bernd Rosinger nicht mal mehr sportliches Traumland dar. Erst recht nicht, nachdem die Klosterer mit dem ultraspäten Ausgleichstreffer beim BSC Saas-Bayreuth erneut eine sportliche Enttäuschung hinnehmen mussten. „Die Tendenz ist ganz klar, dass wir gegen den Abstieg spielen“, will Trainer Bernd Rosinger die triste sportliche Situation angesichts von mageren sechs Zählern aus neun Spielen gar nicht erst schönreden. Dass sein Team erst in Röslau und nun auch in Bayreuth die Gegentore durch eine Aneinanderreihung von Fehlern extrem begünstigte, macht den Coach ein Stück weit ratlos: „Wir gehen mit den Jungs die Inhalte immer wieder durch, da muss doch mal eine Entwicklung zu sehen sein.“ Weil dem aber nicht so ist, kann es ihm nicht übelgenommen werden, wenn bei ihm Zweifel an den Fähigkeiten seiner Schützlinge aufkommen: „Vielleicht verlangen wir zu viel und überfordern die Spieler damit.“

Dass dies bei dem einen oder anderen tatsächlich so sein könnte, mag zwar schade, aber vielleicht noch akzeptabel sein. Wenn sich aber, wie gegen Bayreuth geschehen, so mancher Spieler die Freiheit nimmt, mitten in der Saison in Urlaub zu gehen, dann muss es erlaubt sein, sogar die grundsätzliche Einstellung in Frage zu stellen.

Darüber, ob und welche Konsequenzen ein solches, den gesamten Teamgedanken untergrabendes Verhalten haben wird, hält sich Rosinger bedeckt, schließt aber nicht aus, dass der eine oder andere erstmal auf der Bank Platz nehmen wird.

Noch ist es viel zu früh über die Platzierung am Saisonende zu spekulieren. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass beim SVS im nächsten Sommer die drei Worte „Weißt du noch…?“ vor einem Bezirksligamatch ertönen, ist so klein nicht.

Am Rande bemerkt:

Mit sechs Punkten aus neun Spielen hat der SV Seligenporten seinen zweitschwächsten Start seit dem erstmaligen Aufstieg in die Bayernliga 2008 hingelegt.

Noch schlimmer war es nur im Vorjahr, als bei den Klosterern zum gleichen Zeitpunkt lediglich vier Punkte auf der Habenseite standen und am Ende auch der Abstieg aus der Bayernliga folgte.