Desolate Kosterer mit der 0:5-Niederlage gegen den Aufsteiger noch gut bedient

Ex-Profi und Trainer im Ruhestand Marco Christ, sagte im Vorfeld der Partie des SV Seligenporten gegen den 1. SC Feucht gegen über dem Neumarkter Tagblatt, dass schlimmste am Trainerberuf sei die Tatsache, dass es egal sei, wie akribisch ein Spiel geplant wird, bei Anpfiff ist man dem Tun und Treiben seiner Schützlinge fast hilflos aufgeliefert. Wie brutal ein solches Szenario sein kann, musste SVS-Trainer Gerd Klaus bei der 0:5 (0:4)-Pleite gegen den 1. SC Feucht bitter spüren, während sein Gegenpart Florian Schlicker bei der Rückkehr an seine langjährige Wirkungsstätte eine sportliche Wellnesseinheit verabreicht bekam.
Freilich war von vorneherein klar, dass der Aufsteiger aus Feucht die Favoritenrolle innehatte, dass er diese aber so klar ausfüllte, ohne dabei an die Leistungsgrenze gehen zu müssen, verblüfft dann doch. Ließen die Klosterer bei all ihren die Saison durchziehenden Defiziten immerhin eine gewisse Kampfbereitschaft erkennen, war diese Grundtugend an diesem sonnigen, für den SVS jedoch arktisch eisigem Nachmittag zumindest in der ersten Hälfte nicht einmal in Spurenelementen vorhanden.
Ex-Klosterer in Spiellaune
​Es mag durchaus unglücklich gewesen sein, als Stephan König mit der ersten richtigen Aktion in der Partie das 1:0 (3.) markierte, nachdem er schon in der einen Eckball von Fabian Klose einköpfte. Unverständlich blieb aber die Reaktion der Heimelf, die ihren Kontrahenten weiterhin nach belieben schalten und walten ließ. Ein Freifahrtschein, den insbesondere die ehemaligen SVS-Spieler nutzten. Egal, ob Fabian Klose mit seinen präzisen Pässen aus dem Fußgelenk, der pfeilschnelle Tim Ruhrseitz, Stephan König mit all seiner Cleverness,  der technisch versierte Marco Weber oder Routinier Julian Schäf  – sie alle genossen ihre Freiräume nach Herzenslust und zelebrierten ihr gesamtes Repertoire.
Haderte König noch mit Pfostenpech (7.), stellte Weber alsbald auf 2:0 für die Gäste. Ursächlich war ein Fehlpass des SVS, den sich Julian Schäf schnappte, Weber bediente der mit König in den Doppelpass ging und die Kugel schließlich ganz locker ins Tor schieben durfte (18.). Auch der dritte Treffer war eine reine Ex-Klosterer-Produktion. Diesmal war es Klose, der mit einem wunderschönen, perfekt getimten Lupfer den durchstartenden König einsetzte, der wiederum das Auge für Weber hatte, welcher den für den verletzten Herbert Schötterl gekommenen Keeper Tim Pager nur machtlos hinterher blicken ließ.
So dauerte es fast eine halbe Stunde, bevor sich die Hausherren daranmachten, der gegnerischen Hälfte einen halbwegs nennenswerten Besuch abzustatten. Erst schickte Justin Kussmann einen Freistoß in den Strafraum, den aber ein eigener Spieler ins Aus bugsierte. Kurz danach schoss Giuliano Nyary aus etwa 20 Metern knapp daneben. Dies verstand Feucht als Mahnung, wieder eine deutliche Schippe draufzulegen.
Ruhrseitz streichelt Ball ins Tor
​Erst narrte Ruhrseitz die komplette Abwehr, um dann ab Pager zu scheitern (32.), Dann war es König, der eine Hereingabe von Klose an die Latte köpfte (36.). Klose war es auch, der den dritten und letztlich erfolgreichen Angriff mit einem feinen Zuspiel auf Schäf einleitete. Dessen akkuraten Pass, streichelte Ruhrseitz aus 12 Metern zum 4:0 (37.) in den Kasten.
Vielleicht war es die Gewissheit, der eklatanten Überlegenheit, vielleicht auch bloßes Mitleid mit dem für so viele Spieler inklusive Trainer ehemaligen „Arbeitgeber“ – jedenfalls schaltete der 1. SCF nach der Pause gleich mehrere Gänge herunter. Gleichwohl behielt er stets die Kontrolle über das nun merklich abflachende Geschehen. Maximilian Höhenberger war es, der nach einer knappen Stunde für einen echten Augenschmaus sorgte, indem er aus 35 Metern zentraler Position ganz genau Maß nahm und die Kugel und aller Wucht links oben zum 5:0-Endstand ins Netz hämmerte. Als der gute Schiedsrichter Fabian Kilger überpünktlich Abpfiff, dürfte dies für sämtliche Klosterer ein extrem befreiender Moment gewesen sein.

Gerd Klaus, SV Seligenporten: „Die Einstellung der Mannschaft war heute einfach schlecht. In der ersten Halbzeit haben wir fast gar keinen Zweikampf geführt und den Gegner einfach laufen lassen. Die Leistung ist für mich nicht erklärbar.“
Florian Schlicker, 1. SC Feucht: „In der ersten Halbzeit haben wir es richtig ordentlich gemacht. Wenn man dann einem 0:4 hinterherlaufen muss, ist es für jeden Gegner schwer. In der Summe war es für uns ein absolut verdienter Sieg.“