Coach Gerd Klaus verlässt den SVS

Nach einer für ihn in seiner Karriere einmaligen Saison, nimmt sich Klaus eine Auszeit. Was seinen Nachfolger angeht, schwebt ihm eine charmante Lösung vor.

In welcher Liga der SV Seligenporten in der nächsten Saison spielen wird, dass muss sich erst in der ab der kommenden Wochen anstehenden Relegation herausstellen. Doch gleichgültig, ob der Verbleib in der Bayernliga gesichert wird, oder vielleicht doch der Weg in die Landesliga angetreten werden muss, an der Seitenlinie wird dann auf alle Fälle ein neuer Trainer seine Anweisungen geben.

Entscheidung war nicht leicht

​„Ich habe mich dazu entschlossen nach dieser Spielzeit beim SV Seligenporten aufzuhören“, gibt Gerd Klaus seinen Abschied bekannt. Leicht sei ihm diese Entscheidung nicht gefallen, bekundet er und fügt hinzu, dass „die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Heinz Tischer immer gepasst hat und es schon weh tut, hier aufzuhören.“ Auch die finanzielle Seite – allzu oft ein Grund, getrennte Wege einzuschlagen – ist kein Thema. Dies unterstreicht die Tatsache, dass Klaus durchaus einige Angebote auf dem Tisch liegen hatte, diese aber sämtlich abschlägig beschied und stattdessen erst einmal eine Auszeit einlegen will. Vielmehr nagt an dem Fußballlehrer die Ungewissheit, welchen Kader ihm der Verein in der kommenden Spielzeit an die Hand geben würde: „Es werden einige Spieler gehen und auch bei anderen ist ein Verbleib höchst fraglich.“

Ebendies trug maßgeblich dazu bei, dass er seinen Entschluss den Spielern noch vor den so wichtigen Relegationsspielen verkündete. Motivationsprobleme aufgrund dessen erwartet er keine. Eben weil viele Akteure ohnehin bald nicht mehr im Klosterdorf weilen, wird es für sie „keine große Rolle spielen, ob der Trainer bleibt oder nicht. Darüber hinaus ist eine frühzeitige Entscheidung auch für den Verein wichtig, bleibt ihm doch noch Zeit, um entsprechend zu planen.“​

Egal ob Verträge auslaufen oder nicht, gleich ob eine Verlängerung ansteht oder nicht: Solange die Chance besteht, über die Relegation die Klasse zu erhalten, verlangt Klaus von jedem einzelnen Spieler „alles zu geben, solange er noch für den SVS am Ball ist.“ Was ihn selbst angeht, wird er „die Jungs so richtig heiß machen.“ Extreme Motivation, ob nun für sich selbst oder in Bezug auf andere, zeichnete Klaus schon immer aus. Sei es noch auf dem Feld als Stürmer, wo er stets im gehobenen Amateurbereich die gegnerischen Abwehrreihen durcheinanderwirbelte, oder auch später als Trainer. Wer ihn bei diesem Job beobachtet, der könnte den Eindruck gewinnen, hier verrichtet jemand ruhig und gelassen sein Werk. Bei näherem Hinsehen aber lässt es sich erahnen, wie es in ihm arbeitet und er nicht selten am liebsten selbst aufs Feld gehen und die Dinge richten würde.

Akribie und Liebe zum Spiel

Seine Akribie und Liebe zum Spiel, verbunden mit einem freundschaftlichen, zugleich auch fordernd-bestimmenden Umgang den Akteuren gegenüber zeichnen sein Wesen als Trainer aus. Die größten Erfolge feierte er beim FC Schweinfurt 05, den er gleich in seiner ersten Saison 2012/13 in die Regionalliga führte, dort als Spitzenteam etablierte und im Sommer 2018 und 2019 jeweils in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals spielte.
Nicht zuletzt deshalb nahm ihn der SV Seligenporten Klaus zu Beginn der Saison 2019/20 unter Vertrag. Klaus, für den es nach seiner Zeit von 2005 bis Februar 2007 bereits die zweite Amtszeit war, machte seinem Ruf alle Ehre und führte die Klosterer in die Bayernligaspitze. Alles auf die Rückkehr in die Regionalliga ausgerichtet, machte Corona dem SVS einen dicken Strich durch die Rechnung. Weil aufgrund der unsicheren Zukunft die Sponsorengelder erheblich zurückgingen, ereilte den Klosterern mit dem Verlust von 16 Spielern ein gigantischer Aderlass. Es wäre für Klaus ein Leichtes gewesen, dem SVS ebenfalls den Rücken zu kehren. Stattdessen aber wagte er sich an ein für ihn komplett neues Projekt – dem Aufbau einer völlig neuen Mannschaft. Gewohnt mit erfahrenen Kickern zu arbeiten, hatte er es plötzlich mit einem Team zu tun, welches größtenteils aus Spielern bestand, die im Vorjahr noch für die U19 spielberechtigt waren. 

„Es war echt faszinierend, zu sehen, wie sich Spieler entwickeln und für mich von daher eine Erfolgssaison.“

Der 51-jährige aber haderte nicht, sondern handelte. Trotz eines Fehlstarts von sechs Partien ohne jeglichen Zähler machte er seine junge Equipe unverdrossen mit den Erfordernissen des „Männerfußballs“ vertraut. Im „echten“ Leben Vater zweier Töchter, stellte er sich auch nach krassen individuellen Fehlern, die zu etlichen Niederlagen und noch mehr Gegentore führten, stets schützend vor seinen „Fußballsöhnen“. So schwer die Saison auch war und möglicherweise sogar mit dem Abstieg endet, der Coach möchte die Zeit nicht missen: „Es war eine sehr lehrreiche Zeit und auch echt faszinierend zu sehen, wie sich die Spieler entwickeln. Von daher war es für mich durchaus eine Erfolgssaison.“
Freilich hinterlässt so etwas auch Spuren. Deshalb ist es nur zu verständlich, dass er sich einer solchen Herausforderung nicht mehr stellen kann und auch nicht will: „So ein Unternehmen zehrt aus, das macht einen leer.“ Was seinen Nachfolger angeht, schwebt ihm eine charmante Lösung vor: „Ich würde es begrüßen, wenn Bernd Rosinger übernimmt. Er kennt den Verein wie kaum ein anderer und hat einen sehr guten Draht zu jungen Spielern.“

Das Spiel gegen Vilzing

Gegensatz: Das letzte Punktspiel des SVS an diesem Samstag (14 Uhr) könnte gegensätzlicher kaum sein. Während es für die Klosterer nur noch darum geht, sich für die Relegation einzuspielen, benötigt der Gast aus Vilzing dringend einen Sieg, um die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg einzufahren. 
Gegenwind: Dass die Vilzinger, die über einen für Bayernligaverhältnisse exzellenten Kader verfügen, nicht schon längst der Konkurrenz enteilt sind, ist vor allen Dingen eine Spätfolge aus dem Frühherbst, als es drei Pleiten am Stück hagelte. Ebenfalls nicht ins Kalkül passte die 2:3-Niederlage im Stadtderby gegen den ASV Cham.
Gegenwehr: Im Hinblick auf die anstehende Relegation plant SVS-Coach Klaus zwar, einigen angeschlagenen und auch Vielspielern eine Ruhepause zu gönnen, abschenken will er die Partie schon aus Fairnessgründen nicht: „Vilzing ist haushoher Favorit, aber wir probieren was geht und werden uns im Rahmen unserer Mittel wehren.“