Lange Zeit sportlich eher unauffällig, leitete ein spät in der Nacht abgeschlossener Vertrag beim SV Seligenporten eine stürmische Entwicklung ein

Eingebettet in einer Weiherlandschaft und üppigen Wäldern, liegt Seligenporten in der äußersten westlichen Oberpfalz. Der Name des zum Landkreis Neumarkt gehörenden, 1400 Einwohner zählenden Dorfes geht zurück auf das 1242 gegründete Kloster. Der die Silhouette klar dominierende Sakralbau erklärt auch, weshalb der Ort in der Umgebung unter dem Namen „Kloster“ firmiert. Diesem Umstand Rechnung tragend, schmückte sich der 1949 ins Leben gerufene Spielverein Seligenporten bald mit dem Beinamen „die Klosterer“. Auf dem Vereinsgelände am nördlichen Ortsrand bereitet man sich nach dem Abstieg von der Regional- in die Bayernliga derweil auf die neue Saison vor. Zwar ist für den SVS ein Abstieg nicht neues, geschah selbiges doch schon im Sommer 2015. Im Gegensatz zu damals, als der Mannschaftskern weitgehend intakt blieb, gilt es nun ein komplett neues Team aus dem Rasen zu stampfen. Dass sich Trainer Roger Prinzen vor kurzem einen Vertraglich vereinbarten Passus nutzte, um beim SVS auszusteigen und sich jetzt anschickt, seinen Traum im Profifußball tätig zu sein zu verwirklichen, macht die Aufgabe nicht einfacher.

Was Wunder also, dass es Walter Eisl, Geschäftsführer der SVS-Fußball GmbH, fernliegt, seinen bisherigen Co-und nun zum neuen Cheftrainer erkorenen Hendrik Baumgart unter Druck zu setzen: „Der Aufstieg ist kein Ziel, wir müssen uns erst einmal in der Liga zurechtfinden.“ Dass der gerade einmal 600 Mitglieder umfassende Verein lange Jahre hinter dem SSV Jahn Regensburg zur zweiten Kraft in der Oberpfalz avancierte ist zu einem großen Teil Eisl zu verdanken.

Lange mehr oder weniger unscheinbar, sollten die Geschicke des SVS im Spätsommer 2003 eine ebenso markante, wie auch nachhaltige Wende erfahren. Pate stand herbei, wie so oft, der Zufall. Diesmal in Form zweier Seligenportener Nachbarn. Der eine, Karlheinz Wild, weit über die Grenzen der Republik hinaus bekannter Sportjournalist und seit jeher dem SVS eng verbunden. Der andere, eben Walter Eisl, seines Zeichens großer Fußballanhänger sowie Geschäftsführer der Nürnberger Niederlassung eines bayernweit agierenden Recyclingunternehmens. Anlässlich eines Freundschaftsspieles gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth trafen sich beide zu einem immer länger werdenden Gespräch, welches, so Wild: „damit endete, dass wir nachts um halb Zwei in der Garageneinfahrt einen Sponsorenvertrag aufsetzten.“ Zu der ersten Werbetafel auf dem damaligen Sportgelände, gesellten sich alsbald immer mehr hinzu. „Im Laufe der Zeit hab ich immer mehr Spaß an der ganzen Sache bekommen“, wirft Eisl, der von 2007 bis 2017 zusätzlich das Amt des ersten Vorsitzenden übernahm, einen Blick zurück. Großes Vergnügen bereiteten dann auch die Früchte im sportlichen Bereich, wo 2007/08 der Sprung in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals gelang. „Dieses Spiel war ein Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung“, erinnert sich Wild noch allzu gut an diesen, zwar mit einer 1:2-Niederlage gegen den Bundesligisten Arminia Bielefeld servierten, dennoch aber nicht minder wohlschmeckenden Leckerbissen. Der nächste sollte mit dem Aufstieg in die damals viertklassige Bayernliga schon ein Jahr später folgen. Nachdem der SVS dort arg ins Trudeln und in allerhöchste Abstiegsnot geriet, sorgte Wild mit der Verpflichtung von Karsten Wettberg für einen in der ganzen Fußballszene unüberhörbaren Paukenschlag. Die Ursachen dieser bemerkenswerten Konstellation waren zu einem der beidseitigen großen persönlichen Wertschätzung geschuldet. Zum anderen hatte der vertragslose Wettberg einfach Lust auf ein neues Engagement. „Damals steckte der SVS in einer schwierigen Situation und ich wollte unbedingt helfen“, erklärt der wohl erfolgreichste Amateurtrainer Deutschlands seine Beweggründe. Unter Wettberg gelang schließlich mit drei Siegen in der Relegation der kaum noch für möglich gehaltene Klassenerhalt. Für Wild noch immer eine „echte Meisterleistung.“ In dem Maße, wie die „Klosterer“ in der Bayernliga zur festen Größe erwuchsen, fand auch der Coach immer mehr Gefallen an seiner Aufgabe: „Damals hat alles gestimmt, so dass es mit fast viereinhalb Jahren ein längeres Engagement wurde.“ Ungeachtet der obersten Prämisse, nur ablösefreie Spieler zu verpflichten, umschmeichelte das zumeist rote Trikot so manches Juwel, mit Dominik Stolz als zweifellos hochkarätigstem. Technisch elegant, wie spielerisch brillant, schwang er drei Jahre den Taktstock und sorgte im Verbund mit seinem kongenialen Sturmpartner Bernd Rosinger maßgeblich dafür, dass 2012 der Sprung in die neu geschaffene Regionalliga Bayern gelang. Für den kleinen Provinzverein ein echter Quantensprung, stellte er doch nun zwischen Bayerischem Jura und Passauer Land, Oberpfälzer Wald und Altmühltal das Nonplusultra im Amateurfußball dar.

Um dem sportlichen Erfolg auch eine angemessene Infrastruktur zu verleihen, entschloss man sich zum Bau einer neuer Vereinsstätte. „Die Investition in Steine und Beine war eine extreme Herausforderung“, beschreibt Eisl den Spagat. Ein Spagat der den Verein bis an die Grenzen belastete, so dass man unter dem Trainerduo Florian Schlicker und Serdal Gündogan nach einem formidablen siebten Rang 13/14 im Jahr darauf Abstieg und in der Folge zu einer sogenannten Fahrstuhlmannschaft entwickelte. Für Eisl indes kein Grund, seine Linie zu verlieren: „Wir werden sicherlich keine finanziellen Abenteuer eingehen.“

Damit der Gesamtverein vor den immer mehr steigenden Anforderungen und Risiken geschützt ist, wurde die Fußballabteilung vor kurzem in eine GmbH ausgegliedert, deren Geschäftsführung Eisl, nun obliegt. Seiner Maxime des vernünftigen Wirtschaftens soll dies keinen Abbruch tun: „Die Spielerforderungen sind immer extremer, doch wir werden unseren Kurs weiterfahren und das Wohl des Vereins oben anstellen.“ Richtiges Bauchgrimmen bereitet Eisl die im Amateurbereich wild grassierende Regulierungswut: „Wenn der Zirkus so weitergeht, kann ich mir nicht vorstellen, das noch lange weiter zu machen.“ Gar richtig drastische Worte findet Wild: „Verband und Profifußball tun alles dafür, um den Amateurfußball systematisch zu ruinieren.“ Dies wiegt umso schwerer, als beim SVS die Vereinsarbeit, wie fast überall, ausschließlich von ehrenamtlich tätigen Personen geschultert wird. Menschen, wie der langjährige Präsident Horst Rödel, unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit und fundierter Wegweiser durch den Dschungel des Regelwerks. Oder auch Josef „Sepp“ Bock, der zusammen mit Heinz Lock stets für einen dermaßen perfektes Grün sorgt, welches sogar DFB-Ansprüche mehr als erfüllt. So geschehen im Oktober 2014, als U16-Coach Meikel Schönweitz anlässlich eines Freundschaftsspieles gegen Österreich von einem „wahren Teppich“ schwärmte. Es ist diese Hintergrundarbeit, die den SV Seligenporten bis in die Regionalliga gebracht hat. Und auch die Bayernliga ist aller Ehren wert. – hier in Kloster bei den Klosterern.