An diesem Freitag kreuzt der Vorletzte Vatan Spor Aschaffenburg im Kloster auf.

Im Fußball ist alles möglich. Zwar schon unzählige Male zitiert, ist es doch immer wieder erstaunlich, wenn sich diese Floskel bewahrheitet.
So geschehen am vergangenen Freitag, als der krasse Außenseiter SV Seligenporten bei der besten Heimmannschaft des Klassements, der DJK Ammerthal, einen furiosen 5:1-Erfolg herausballerte. Insbesondere im ersten Durchgang zelebrierte die Equipe von Trainer Gerd Klaus eine überragende Leistung auf den Rasen. Hinten konsequent und furchtlos wie eine Tigermutter, die ihr Junges bewacht, vorne blitzschnell und zielsicher wie eine Kobra auf der Jagd – bei den Klosterern passte einfach alles. „Wir hatten von Beginn an eine gute Grundeinstellung und waren sehr gallig“, nennt Klaus die wesentlichen Bausteine. Dieses Erfolgserlebnis gilt es nun in die richtigen Bahnen zu lenken, um an diesem Freitag (18.30 Uhr) im brisanten Kellerduell zu Hause gegen Vatan Spor Aschaffenburg nachzulegen.
Schnurstraks in die Bayernliga
​Im Jahre 1995 gegründet, ist Vatan Spor Aschaffenburg noch nicht allzu lange auf der bayerischen Fußball-Landkarte verortet. Dort fristete der Klub erstmal ein recht unscheinbares Dasein, was sich aber radikal ab 2017 ändern sollte. Damals noch in der Kreisliga vertreten, ließ Vatan Spor dann die Fußballmuskeln spielen, marschierte schnurstracks durch die Bezirks- wie auch die Landesliga und schaffte im Frühjahr 2021 den Sprung in die Bayernliga.
Daraufhin erfuhr der Kader mit elf Zu- und acht Abgängen eine regelrechte Zäsur. Die mit Abstand prominenteste Personalie vollzog sich allerdings auf dem Trainerstuhl, wo Slobodan Komljenovic die Nachfolge von Gallionsfigur Peter Sprung antrat. Der 50-jährige Komljenovic absolvierte für Eintracht Frankfurt, den MSV Duisburg und dem 1. FC Kaiserslautern insgesamt 237-Einsätze in der ersten und zweiten Bundesliga. Zudem trug er 22-mal das Trikot der Serbisch-montenegrinischen Nationalmannschaft, für die er an der WM 1998 in Frankreich sowie der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden teilnahm.
Trotz dieser Referenzen legten die Aschaffenburger mit acht Niederlagen am Stück einen katastrophalen Fehlstart hin. Als das Team nach einem 0:6 in Ammerthal sowie dem 0:5 im Aufsteigerderby gegen den 1. SC Feucht total am Boden lag, ließ es mit einem 3:0 gegen das Spitzenteam aus Vilzing einen die ganze Liga durchdröhnenden Paukenschlag folgen. Mit vier Zähler aus den zwei folgenden Partien, schien die Mannschaft auf dem besten Wege, den Tabellenkeller zu verlassen. Mittlerweile ist Vatan Spor jedoch seit vier Partien ohne Sieg und verspielte am vergangenen Wochenende beim 3:3 gegen Hof eine 3:1-Führung.
Den SV Seligenporten nun auf das Favoritenschild zu heben, geht dennoch weit an der Realität vorbei.  Zum einen brauchte der Vorletzte die Zähler ebenso dringend, wie die lediglich einen Rang besser platzierten Klosterer. Zum anderen haben diese sämtliche Spiele gegen die drei anderen, sich derzeit in akuter Abstiegsgefahr befindlichen Rivalen verloren und auf eigenem Platz überhaupt erst ein einziges Mal gewonnen. 
Begegnung auf Augenhöhe
​So ist nur folgerichtig, dass der Trainer von einer „Begegnung auf Augenhöhe“ spricht und Vatan Spor als „spielstarkes Team, das durchaus Qualität in seinen Reihen hat“ bezeichnet. Dass der Partie eine gewisse Wertigkeit innewohnt, mag Klaus gar nicht verleugnen, macht aber auch deutlich, dass „kein Abstieg ausgespielt wird.“ Was sein Team angeht, verlangt er die gleiche Einstellung wie in Ammerthal. 
Ein ganz wichtiger Trumpf könnte Giuliano Nyary werden. Am vergangenen Wochenende dreimal erfolgreiche Stürmer verfügt dank seiner Schnelligkeit und billigen Statur, über die besten Voraussetzungen, die längst nicht immer sattelfeste Aschaffenburger Defensive aus den Angeln zu heben. „Wir dürfen keine Angst haben“, wünscht sich der Coach, dass Nyarys so forsche wie auch zielstrebige Spielweise als Vorbild fürs ganze Team dient.